Texte

Dr. Markus Büning - Wir haben eine eucharistische Krise

Die im ablehnenden Schreiben Roms zur Interkommunionbestrebung des Marxschen Mehrheitsflügels der Deutschen Bischofskonferenz angeführten Gründe sind im Kern theologisch leider ohne klare Aussage, da sie nur in Form vager Andeutungen abgefasst sind. Man zieht sich auf mehr formelle und rein kirchenrechtliche Gründe zurück.


Aus dem PUR-Magazin 7/2018, hier informieren.


 

Dabei ist doch ganz klar: Eucharistiegemeinschaft setzt Glaubensgemeinschaft voraus. Bezüglich der Gemeinschaften der Reformation besteht diese bezüglich des Altarsakramentes nicht, da dort die Notwendigkeit des apostolischen Amtes für die Gültigkeit der Eucharistie negiert wird. Soll heißen: Ein Protestant, egal welcher Provenienz, kann nicht zur Eucharistie gehen. Es fehlt der gemeinsame Glaube an die Transsubstantiation und die hierfür benötigte apostolische Sukzession des Amtsträgers. Anders kann dies im Notfall, insbesondere bei Lebensgefahr, bei denjenigen Christen aussehen, die das priesterliche Amt anerkennen und an die wirkliche Gegenwart Christi im Altarsakrament glauben. Will ein Protestant zur Eucharistie gehen, dann muss er auch die Sichtbarkeit der Kirche, das Petrusamt und die Verehrung der Heiligen anerkennen. Alles andere wäre unaufrichtig. Rom hätte mit einem klar begründeten Bescheid dieser Verwirrung ein Ende setzen können, die seit Jahrzehnten die Kirche hier vor Ort erschüttert. Wir haben eine eucharistische Krise! Und diese Krise ist es, die eine Mehrheit der deutschen Bischöfe dazu verleitet hat, in Richtung einer unreflektierten Interkommunion mit Protestanten zu votieren.

Was hat dafür gesorgt, dass die Würde der Eucharistie immer mehr verletzt wird? Meines Erachtens ist die Einführung der Handkommunion eine Hauptursache dafür gewesen, dass bei vielen Katholiken die Ehrfurcht vor dem Sakrament geschwunden ist. Es ist nun mal etwas grundlegend anderes, wenn man sich hinkniet und sich von dem in persona Christi handelnden Priester wie ein Kleinkind die konsekrierte Hostie auf die Zunge legen lässt, oder ob man diese – wie jede andere profane Nahrung – stehend in die Hand nimmt und sich selbst zuführt.

Ein weiterer Punkt des Ehrfurchtsverlustes ist die eucharistische Dezentralisierung bei der Gestaltung der Gotteshäuser. Der Tabernakel steht inzwischen vielfach in irgendwelchen Seitenkapellen oder Krypten. Wenn uns wirklich der HERR im Sakrament begegnet, dann müssen wir ihm auch in SEINEM Haus einen zentralen Ehrenplatz geben. Der HERR gehört ins Zentrum und nicht die Priestersitze oder Schautafeln mit den Fotos der Erstkommunionkinder. Wir müssen wieder von unserer Anthropozentrik zur Christozentrik zurückfinden.

Dann haben wir ein Sprachproblem – bis in die liturgischen Bücher hinein! Da ist die Rede vom „heiligen Brot“ oder von der „geweihten Hostie“. Die Sprache sagt alles über unsere Gesinnung. Wir müssen die Worte wieder richtig setzen: Wir haben es mit dem wahren Leib des Herrn zu tun. Es ist die konsekrierte, verwandelte Hostie. Es ist das Brot des Lebens, Christus selbst, der sich zur Nahrung gibt. Darüber hinaus herrscht eine unzureichende Kommunionkatechese. Die Materialien zur Kommunionvorbereitung sind derart verflacht, dass sich daraus kaum eine eucharistische Frömmigkeit entwickeln kann. Vom Opfercharakter der Messe ist keine Rede mehr: Mahl, Mahl und wieder Mahl! Vielfach unterweisen Katecheten unsere Kinder, die selber nicht mehr wissen, was es mit dem Sakrament auf sich hat. Wir brauchen eine neue Art der Katechese, die den Kindern wieder die Wahrheit vermittelt. Was ist mit der Vorbereitung auf einen würdigen Kommunionempfang? Wissen die Menschen überhaupt noch, dass man im Stande der Gnade sein muss? Wissen die Katholiken noch, dass man vorher zur Beichte gehen muss, falls man eine Todsünde begangen hat? Wo kann man noch Samstagnachmittag in den Kirchengemeinden beichten? Und wie sollen wir den Menschen deutlich machen, dass wir in der Eucharistie das Allerheiligste unter uns haben, wenn wir nicht regelmäßig in unseren Kirchengemeinden Stunden der Anbetung haben? Nur die Kirche, die vor ihrem eucharistischen Herrn auf den Knien liegt, die beim Herrn ist, kann wieder zu ihrer Mitte, zu Jesus Christus, finden.


Ein letzter Punkt betrifft die Kommunionhelfer. Nach den einschlägigen liturgischen Normen dürfen sie nur zum Einsatz kommen, wenn dies nötig ist. Erst recht darf es nicht sein, dass der Priester sich auf seinen Sitz zurückzieht und die Laien die Kommunion austeilen. Zudem muss dies alles in Würde geschehen. Die Realität sieht vielfach anders aus.


Wir leben in einer schlimmen eucharistischen Krise. Diese Krise führt die Kirche in den Identitätsverlust, der wiederum dazu führt, dass es letztlich egal ist, wer dieses „Stück Brot“ empfängt. Deshalb müssen wir alles daran setzen, diese Krise zu überwinden. Gelingen wird uns dies vor allem durch Gebet. Und nirgendwo besser als in der Anbetung des Herrn im Altarsakrament können wir unsere Sorge um die Kirche vor den tragen, der ganz unter uns ist und sein will bis an das Ende der Zeiten.

 

PUR Magazin 7/2018 - www.pur-magazin.de