Texte

P. Winfried M. Wermter C.O. - II. TEXTE ZUR VERTIEFUNG (A)

Wir können uns gar nicht vorstellen wie sehr uns Jesus liebt. Aus Liebe hat uns Gott erschaffen. Aus Liebe hat er uns seine Freundschaft geschenkt - schon im Paradies.

Aus Liebe hat er den Menschen verziehen, als sie die Freundschaft mit Gott verraten haben: Jesus, der Gottessohn, wurde ein Mensch und hat sich für uns kreuzigen lassen und damit für die Sünden aller Menschen gleichsam „bezahlt“.

II. TEXTE ZUR VERTIEFUNG (A)

1. Warum feiern wir überhaupt „Eucharistie“?

Wir können uns gar nicht vorstellen wie sehr uns Jesus liebt. Aus Liebe hat uns Gott erschaffen. Aus Liebe hat er uns seine Freundschaft geschenkt - schon im Paradies.

Aus Liebe hat er den Menschen verziehen, als sie die Freundschaft mit Gott verraten haben: Jesus, der Gottessohn, wurde ein Mensch und hat sich für uns kreuzigen lassen und damit für die Sünden aller Menschen gleichsam „bezahlt“. Wir können wieder Freunde Gottes werden –  wenn wir nur wollen. Nach seinem Leben auf der Erde, wollte Jesus aber zunächst zurück zum Vater im Himmel. Er hatte 33 Jahre lang ein großes Heimweh nach seinem wahren Zuhause. Gleichzeitig wollte er aber auch bei uns Menschen bleiben – so sehr liebte uns. Darum hat uns Jesus vor seinem Tod die Eucharistie geschenkt. Nach dem alten jüdischen Brauch feierte er zusammen mit den Aposteln das traditionelle Pascha-Mahl, das an die Befreiung aus der Knechtschaft Ägyptens erinnerte (Ex 12-13). Dann aber geschah etwas Neues (Lk 22,7-20):

     Jesus nahm Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und reichte es ihnen mit den Worten: DAS IST MEIN LEIB, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund IN MEINEM BLUT, das für euch vergossen wird (Lk 22,19-20).

     So wurde aus dem Pascha-Mahl die Feier der Eucharistie, oder die „Heilige Messe“. Beim jüdischen Pascha-Mahl in Ägypten wurde das Pascha-Lamm geopfert zur Befreiung der Israeliten aus der Knechtschaft der Ägypter. Beim Abendmahl des Neuen Bundes opfert sich Jesus selbst zur Befreiung aller Menschen aus der Knechtschaft der Sünde. Was beim Abendmahl am Gründonnerstag unter den heiligen Zeichen von Brot und Wein geschah, wurde dann am Karfreitag blutige Wirklichkeit: Jesus wurde wie das Pascha-Lamm gleichsam „geschlachtet“ –  er selbst opferte sich zur Befreiung der Sünder auf. Darum nennt man Jesus auch das „Lamm Gottes“.

     Jesus trug den Aposteln auf: Tut dies zu meinem Gedächtnis! Er wollte, dass die Apostel und alle Priester in Einheit mit IHM auch Eucharistie feiern. So wie beim Pascha-Mahl ist dabei nicht nur eine „Erinnerung“ gemeint, nicht nur ein Daran-Denken, sondern es geht um eine Vergegenwärtigung. So haben es die Apostel verstanden und weitergegeben. Wenn also ein Priester die Heilige Messe feiert, wird auf dem Altar sowohl das Abendmahl wie auch das Kreuzesopfer und die Auferstehung gegenwärtig (Joh 19,17-30; Mk 16,1-8). So können wir alle dabei sein – ähnlich wie die Apostel und die ersten Jünger – jedes Mal, wenn wir an der Eucharistie-Feier teilnehmen. Der Heilige Vater Papst Benedikt XVI. fasst diese Wahrheit mit folgenden Worten zusammen: 

     Die Eucharistie, von deren Einsetzung das vorhin verkündete Evangelium spricht (vgl. Lk 22,14-20), ist der tatsächliche Ausdruck dieser bedingungslosen Hingabe Jesu für alle, auch für jene, die ihn verrieten. Hingabe seines Leibes und Blutes für das Leben der Menschen und zur Vergebung ihrer Sünden. Das Blut, Zeichen des Lebens, wurde uns von Gott zum Bund gegeben, damit wir dort, wo wegen unserer Sünde der Tod herrscht, die Kraft des Lebens einsetzen und so die Sünde zerstören können. Der gebrochene Leib und das vergossene Blut Christi, das heißt seine hingegebene Freiheit, wurden durch die eucharistischen Zeichen zur neuen Quelle der erlösten Freiheit der Menschen. In Ihm erhalten wir die Verheißung einer endgültigen Erlösung und die sichere Hoffnung auf die künftigen Güter. Durch Christus wissen wir, dass wir nicht auf dem Weg in den Abgrund, in das Schweigen des Nichts und des Todes sind, sondern Pilger unterwegs zu einem verheißenen Land, zu Ihm, der unser Ziel und auch unser Ursprung ist.  (Madrid, 20. August 2011)

2. Gütergemeinschaft mit Gott

     Man kennt  zwar nicht seinen Namen, und doch ist jener Junge berühmt geworden, der mit seinen fünf Gerstenbroten und zwei Fischen Jesus half, die vielen Menschen in der Wüste satt zu machen (Joh 6, 9). Nichts wird von ihm vorher, nichts mehr später berichtet. Aber man wird an ihn denken, solange das Wort Gottes lebendig ist. Dieses Kind hat nämlich die entscheidende Tat vollbracht, die ein Mensch überhaupt tun kann: es hat sein ganzes Hab und Gut dem Herrn zur Verfügung gestellt. Wann sind wohl seine Augen größer gewesen: als man dem nun auch hungrig und müde gewordenen Jungen allen Proviant weg­nahm, oder als er das Wunder der Brot-Vermehrung miterleben durfte? — Eines konnten jeden­falls alle lernen: Wer dem Herrn etwas überlässt, ist selbst der Beschenkte.

Die großartige Speisung der Vielen in der Wüste wird zum Vorzeichen und Abbild für die Eucharistie: Gott nimmt unsere Armseligkeit an, um uns unendlich zu beschenken. Wenn wir das wenige, was wir sind und haben, Gott überlassen, kann er uns mit dem Reichtum seiner Liebe überhäufen. Eine solche «Güterge­meinschaft» kann sich nur Gott «leisten». Darum geht es bei der Eucharistiefeier: Gott möchte so sehr für uns da sein, dass er im Opfer der Heiligen Messe sich von uns beschenken lässt, um gleichzeitig selbst das große Geschenk für den Menschen werden zu können. Eine wirklich göttliche Gü­tergemeinschaft: Der Mensch gibt das «Nichts» seines Lebens, das Kümmerliche eigener Liebe, um im Leib und Blut des Herrn das Leben und die Liebe selber zu empfangen.

3. Eine Messe — viele Namen

Mit der Heiligen Messe ist es wie mit einer gro­ßen, tiefen Freundschaft: Auch nach vielen Jah­ren entdecken Menschen, die einander lieben, im­mer noch neue Dinge aneinander. Wahre Liebe macht doch hellsichtig und erfinderisch zugleich! Das mag wohl der Grund sein, warum die Heilige Messe im Laufe der Jahrhunderte so viele Na­men bekommen hat. Bezeichnungen, die die glei­che Heilige Messe meinen, wenn sie auch verschie­dene Einzelheiten besonders hervorheben. Kein einzelner Name kann allein die ganze Wahrheit umfassen. Jeder trägt aber etwas zur Erhellung bei. Darum seien hier die wichtigsten erläutert:

 

«Brotbrechen».Diesen Ausdruck für die Messe findet man bereits im Neuen Testament. Das Bre­chen des Heiligen Brotes versinnbildet den Tod des Herrn. Aus dem Sterben Christi ist für die Kirche das neue Leben hervorgegangen.

 

«Abendmahl».Diese Bezeichnung erinnert be­sonders stark an jenes Einsetzungsmahl am Grün­donnerstag. Aus der Tischgemeinschaft Jesu mit seinen Aposteln, die das Paschamahl des Alten Bundes feierten, ist im Hinblick auf den Tod und die Auferstehung Christi das Ostermahl des Neuen Bundes geworden.

 

«Eucharistie»heißt zu Deutsch «Danksagung». Die Heilige Messe ist der stärkste Ausdruck des Dankes. Christus selbst macht sich zum Sprecher der Menschen vor dem Vater im Himmel. Erst sein liebender Gehorsam vermag dem Schöpfer den gebührenden Dank zu erweisen. Eucharistie feiern bedeutet darum, sich in den Dank und das Lob Christi an den Vater hineinnehmen zu lassen.

 

«Opfermahl»betont den Tod Jesu am Kreuz. Er wird in der Heiligen Messe geheimnisvoll (sakra­mental) gegenwärtig. Wie wir bereits in der Taufe in den Tod Jesu «eingetaucht» sind, läßt uns die Messe dieses «Sterben für die Sünde» vollenden. In der Messe bringen wir uns selbst mit Christus dem Vater zum Opfer dar. Wir übergeben Gott unser Leben, sagen ja zu unserem eigenen Sterben und dem, was uns darauf vorbereitet.

 

«Altarssakrament»ist eine Bezeichnung, die das übernatürliche im Geschehen der Messe unter­streicht. Was dort auf dem Altar vollzogen wird, ist nicht nur eine Mahlgemeinschaft unter Men­schen, sondern Christus selber ist die Opfergabe und der Priester. Er hat diese heilige Handlung gestiftet und wird in ihr gegenwärtig als der eigent­liche Gastgeber, Vorsteher und Mittler zwischen Gott und den Menschen. Die Zeichen der Litur­gie bewirken, was sie zum Ausdruck bringen, ver­gegenwärtigen, was sie darstellen.

 

«Messe» kommt vom lateinischen Wort «mittere», zu Deutsch «senden».  Messe bedeutet also Sendung. Damit wird unterstrichen, dass jede Eucharistiefeier eine Aufgabe enthält, eine Beziehung zum Leben, eine Verantwortung für die Umge­bung. Was in der heiligen Handlung grundgelegt wurde, sucht seine Ausfaltung und Erfüllung im Gesamtablauf des Lebens. Die Messe will nicht nur «gefeiert», sondern auch «gelebt» werden, wie umgekehrt die Mühe und Plage, die Freude, Be­währung und Liebe des Alltags die Opfergabe ist, die in das Messopfer mitgebracht werden will.

4. Verzeihen und versöhnen

Verzeihen kann man sofort

bevor noch der andre bereit –

aber Versöhnung will Wahrheit,

will suchen und finden zu zweit ...

 

Verzeihen kann man alleine,

wenn nur das Herz ist weit –

aber Versöhnung braucht Demut,

braucht Duldung und braucht Zeit ...

 

Verzeihen kann man im voraus

noch ehe das Unglück sich zeigt –

aber Versöhnung heilt Wunden,

schenkt Leben und Ewigkeit ...

5. Dreimal Kommunion

Kommunion Jesu Christi

 

Ist der Kelch des Segens, über den

wir den Segen sprechen,

nicht Teilhabe am Blut Christi?

Ist das Brot, das wir brechen,

nicht Teilhabe am Leib Christi?

Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein Leib,

denn wir alle haben teil an dem einen Brot.

(1 Kor 10,16-17)

 

Wir danken Dir, Herr Jesus,

für das zweifache Verbergen Deiner Größe:

Im Menschen verbargst Du Deine Gottheit

und unter den Gestalten von Brot und Wein

gibst Du uns zusätzlich Deine Menschheit –

die Seele und den Leib,

das Denken und das Fühlen,

Dein Herz und Dein Blut...

 

Wir danken

für die Eucharistie und den Tabernakel,

für die Einheit der Kirche und die Anbetung,

für die Nähe von Abendmahl und Golgota,

für den Vorgeschmack des Himmels

auf der Erde...

 

Kommunion des Heiligen Geistes

 

Dadurch ist das Wort der Propheten

für uns noch sicherer geworden,

und ihr tut gut daran, es zu beachten;

denn es ist ein Licht,

das an einem finsteren Ort scheint,

bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht

in eurem Herzen.

Bedenkt dabei vor allem dies:

Keine Weissagung der Schrift

darf eigenmächtig ausgelegt werden,

denn niemals wurde eine Weissagung

ausgesprochen,

weil ein Mensch es wollte,

sondern vom Heiligen Geist getrieben

haben Menschen im Auftrag Gottes geredet.

(2 P 1,19-21)

 

Wir danken Dir, Geist Gottes,

für die Inspiration der Heiligen Schrift

und für das Mitwirken mit denen,

die uns das Alte und das Neue Testament

überliefert haben:

Dich empfängt, wer das Wort Gottes hört,

Dich nimmt in sein Herz auf,

wer das Wort der Bibel betrachtet,

mit Dir wirkt zusammen,

wer nach dem Bund lebt,

Dich schenkt weiter,

wer ein Zeugnis des Glaubens gibt...

 

Wir danken für das Licht, für die Wahrheit,

für die Gegenwart

im Tabernakel des Wortes Gottes...

 

Kommunion des Himmlischen Vaters

 

Und er stellte ein Kind in ihre Mitte,

nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen:

Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt,

der nimmt mich auf, wer aber mich aufnimmt,

der nimmt nicht nur mich auf, sondern den,

der mich gesandt hat. (Mk 9,36-37)

 

Wir danken Dir, Abba-Vater,

für Deine Liebe zu allen Deinen Geschöpfen,

für Deine besondere Gegenwart

in den Kleinen, Verachteten, Leidenden...

Zusammen mit Deinem Sohn

empfangen wir Dich selbst,

indem wir die Kinder,

die Schwachen und die Hilflosen aufnehmen...

 

So groß ist Deine Liebe,

dass Du sie in den Kleinsten und Geringsten

offenbarst;

so beständig ist Deine Treue,

dass Du uns in den Verlassenen

am nächsten bist;

so edel ist Deine Demut,

dass Du Dich

am meisten in denen finden lässt,

die in den Augen der Welt

vernachlässigt oder ausgeschlossen sind...

 

Herr unser Gott, wir möchten uns

schon auf dieser Erde mit Dir vereinigen

durch die dreifache Heilige Kommunion:

Durch die Kommunion der Eucharistie,

durch die Kommunion des Wortes Gottes

und durch die Kommunion

der Kinder und der Kleinen.

Wie groß ist Deine Liebe!

6. Teilnahme an der Verwandlung der Welt

     Das ist mein Leib, das ist mein Blut– diese Worte hören wir in jeder Eucharistiefeier bei der Wandlung. Und sie sind weiter aktuell nicht nur während, sondern auch nach der Heiligen Messe. Wir sollen die Wandlung nicht nur auf dem Altar erleben, sondern auch wenn wir zurück nach Hause kommen, in den gewöhnlichen Situationen des Alltags, bei der Arbeit, in frohen und traurigen Situationen (...)

 

     Das ist mein Leib – wenn wir wirklich an diesem ersten Teil der Wandlung teilnehmen, dann verbindet diese uns noch mehr als die Gemeinschaft aller Getauften. Durch das Sakrament der Taufe sind wir doch die Glieder des Mystischen Leibes Christi geworden. Wenn wir also nach der Heilen Messe in unser gewöhnliches Leben zurückkehren und Menschen begegnen, die ebenfalls getauft sind, können wir sie anschauend wiederholen: Das ist mein Leib! Und wenn dieses Glied des Leibes Christi krank ist, dann werden wir uns umso mehr dafür interessieren und nach Möglichkeit helfen. Wenn ein Glied an unserem natürlichen Leib krank oder verletzt ist, dann fügen wir nicht unnötige Schmerzen hinzu. Wir lindern und unternehmen, was der Heilung dient, denn – das ist mein Leib.

 

     Das ist aber noch nicht alles. Der zweite Teil der Wandlung spricht vom Blute Christi. Man kann überlegen, warum Jesus wollte, dass er in der Eucharistiefeier unter beiderlei Gestalten gegenwärtig ist. Würde das Brot nicht genügen? Wäre es oft nicht viel einfacher ohne den Wein? –  Ja, es würde genügen, wenn es Jesus so gewollt hätte. Er wollte es aber anders. Er wollte, dass Brot und Wein verwendet wird, und das hat seine tiefe Bedeutung. Was verbirgt sich aber hinter dem Zeichen des Weines, der in das Blut Christi verwandelt wird? Das Blut hat eine doppelte Bedeutung. Einerseits ist es etwas sehr Schönes, Edles. „ Blut ist Leben“ – solche Werbung findet man, wenn das Blut für eine Operation benötigt wird, um das Leben zu retten...Ein Blutspender ist ein Lebensretter! Das Blut kann aber auch das Zeichen von Schrecken und Tod sein. Man kann manchmal sagen hören: „Es kam zum Blutvergießen!“ So sagt man, wenn eine große Tragödie passiert ist, wenn zu Gewalttätigkeit, vielleicht sogar zu Mord und Todschlag gekommen ist.

 

     Wenn wir während der Eucharistiefeier auf den Kelch der Erlösung, auf das Blut Christi schauen, dann erinnern wir uns an das Golgota. Der gekreuzigte und sterbende Jesus wird gegenwärtig. Kelch und Blut sind Zeichen des Opfers Jesu. Das Blut erinnert an seine Wunden! Dort, wo das Blut Christi vergossen wurde, dort begegnen wir allem Unrecht, aller Gewalttat und Sünde der gesamten Menschheit (...) Wir sind alle eingeladen, auf den Kelch zu schauen und in unserem Herzen mit dem Priester zu sprechen: Das ist mein Blut.  Und diese Worte der Wandlung können wir auch wiederholen, während wir  uns gegenseitig anschauen. Im Glauben erkennen wir in den Wunden unserer Mitmenschen auch die Wunden Christi. Denn im Blute Christi sind alle Probleme, Leiden und Wunden der ganzen Welt gegenwärtig. Es geht nicht nur um physische Verletzungen, sondern auch um die Wunden des Herzens, der Seele, des Geistes. Im Blut Christi ist jede Art der Sünde, des Unrechts und des Schmerzes, des Leidens und der Schuld gegenwärtig, denn für all das hat Jesus sein Blut vergossen. Dafür ist er am Kreuz gestorben: Er wollte unsere Wunden gleichsam heilend ausfüllen, jeden Mangel, jede Dunkelheit... Er selbst schrie am Kreuz: Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?  In diesem Schrei Christi ist jedes Fragezeichen enthalten, jede Müdigkeit, jeder Schmerz … Das ist mein Blut!

 

     Wenn wir von den Schwierigkeiten hören, von Kriegen, Naturkatastrophen z.B. irgendwo in Australien – dann bewegt es uns es normalerweise nicht sehr persönlich; anders ist es, wenn so etwas in der Nähe passiert, in unserer nächsten Umgebung. Wenn wir aber die Eucharistie wirklich mitfeiern, dann dürfen und sollen wir zusammen mit Christus auf die Wunden der ganzen Welt schauen, denn für alle diese Wunden ließ sich Jesus kreuzigen. Das ist mein Blut, das geht mich persönlich an, das ist mein Leben! Dafür ist Jesus am Kreuz gestorben und ich will in Einheit mit ihm sein.

 

     Das Blut Christi zu verehren bedeutet, nicht nur im Gedächtnis behalten, was Jesus getan hat. Es geht um viel mehr! Es bedeutet, sein eigenes Blut zu geben – zusammen mit dem Blute Christi. Im Kelch auf dem Altar ist immer noch ein Platz, um den Tropfen des eigenen Blutes, des eigenen Lebens, der eigenen Schmerzen…hinzuzufügen. Kann man Blut spenden, ohne sich verletzen zu lassen?  Wenn jemand zur Blutspende bereit ist, dann muss er sich die Adern durchstechen lassen und dabei entsteht eine Wunde. (...)

 

      Der erste Teil der Wandlung – das ist mein Leib – stärkt uns, die Getauften, dass wir noch mehr als der Mystische Leib Christi zu leben bereit und fähig werden. Der zweite Teil – das ist mein Blut – verbindet uns mit der ganzen Welt, so dass wir nicht mehr gleichgültig auf die Probleme der Menschen und der ganzen Welt schauen können: Sie gehen mich etwas an! Selbstverständlich kann man sich nicht bei allen Problemen der Menschheit engagieren. Und doch darf man auch nicht gleichgültig sein. Immer, wenn wir jemandem begegnen, der sich plagt, weint, leidet – muss man im Bewusstsein, dass auch in  diesen Wunden das Blut Christi gegenwärtig ist, wenigstens mit Achtung nahe sein. Und das verwandelt die Welt!

 

7. Feiere deine Messe

 

Wenn du leidest und dein Leid so tief ist,

dass es dich hindert, irgendetwas zu tun,

erinnere dich an die Heilige Messe.

In der Messe, heute wie damals,

arbeitet Jesus nicht, lehrt nicht:

Jesus gibt sich aus Liebe hin.

Im Leben kann man so viel tun,

so viele Worte sagen,

doch die Stimme des Leidens,

obwohl stumm und anderen unbekannt,

die Stimme des Leidens,

die aus Liebe geopfert wurde,

ist das stärkste Wort,

solches, das den Himmel durchbricht.

Wenn du leidest,

tauche dein Leid in Seines ein:

feiere dein Messopfer;

und wenn die Welt dich nicht versteht,

verliere den Frieden nicht:

Es genügt, dass dich Jesus, Maria,

die Heiligen verstehen:

Lebe mit ihnen und lass dein Blut fließen

für das Wohl der Menschheit – so wie Er!

Das Messopfer!

Zu groß, um es zu verstehen!

Sein Opfer, unser Opfer.

 

(Chiara Lubich)

8. Eucharistie als Passion Jesu

      (Zeugnis einer charismatischen Erfahrung)

 

     Als die Heilige Messe beginnen sollte, hatte ich schon von Anfang an den Eindruck, dass mich Jesus diesesmal mehr als sonst dazu einlud, innerlich ganz still zu sein und zu horchen. Mir kam es vor, als ob Jesus folgendes sagte: Ich will dir zeigen, was die Eucharistie bedeutet, was für ein Opfer sie ist. Es waren wohl nicht genau diese Worten, aber es ging genau darum.

     Als der Priester aus der Sakristei kam und den Altar küsste, hatte ich innerlich ein Bild von Jesus, der zum Altar schritt, die Arme emporhielt und sagte: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmel und der Erde! Ich hatte den Eindruck, dass von schon von Beginn der Eucharistie an sich die Passion Jesu vergegenwärtigt. Schon von Anfang der Passion an verherrlicht und lobpreist er seinen Vater. Und es kam mir vor, dass Jesus sofort in den Ölgarten geführt wurde.

     Während in der  Hl. Messe der Bußakt stattfand, betete Jesus im Ölgarten und nahm von jenen, die bei der Eucharistiefeier gegenwärtig waren, alle Sünden weg. Aber nicht alle wollten ihre Sünden abgeben. Es waren bei dieser Messe Leute gegenwärtig, die schienen wie in verschlossenen gläsernen Behältern eingeschlossen zu sein. Sie waren nur körperlich da, aber sie nahmen nicht wirklich Teil. Sie gaben ihre Sünden nicht ab und brachten kein Opfer. Auch für sie hat Jesus gelitten, aber er konnte noch nicht zu ihren Herzen gelangen. Das ist ein ganz wichtiger Augenblick in der Eucharistiefeier: Jesus lädt dazu ein, ihm alle Vernachlässigungen, Verfehlungen und Sünden abzugeben. Dafür vergießt er Schweiß und Blut im Ölgarten.

     Als das Gloria gesungen wurde, kam es mir vor, dass Jesus gefangen genommen wurde. In dem Moment wird Jesus vom Vater geehrt und er verehrt den Vater. Das ist ziemlich schwer zu verstehen, den es geht da ja um Verrat, Festnahme und Judas-Kuss, und ich hatte den Eindruck, dass Jesus spricht. Zwischen ihm und  Gott Vater geschieht eine unsichtbare Verbindung, eine Einheit im Ruhm und im Leiden. Es beginnt erst, das aber schon in diesem Moment bedeutet es eine Verherrlichung, die aber vorläufig nur für Gott-Vater, für den Sohn und den Heiligen Geist erfassbar ist.

     Während der liturgischen Lesungen  stand Jesus vor Pilatus. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll, aber es fand in dieser Zeit der Eucharistiefeier das Gericht über Jesus statt. Während des Hl. Messe ereignete sich Folgendes: Dem Priester fiel das Lektionar auf den Boden und er konnte dann längere Zeit nicht die entsprechende Lesung finden. Während dessen  waren die Schreie zu hören: Kreuzige ihn, wir wollen nicht ihn, sondern Barabbas!

     Das Evangelium handelte von der Säuberung des Tempels, als Jesus die Händler verjagte. Nach dem Evangelium predigte der Priester zu den Kindern. Jeden Sonntag handeln ganz nahe bei der Kirche einige Leute mit Obst und Gemüse und breiten ihre Kisten aus. Aber der Pfarrer reagiert nicht darauf. Während er mit den Kindern über diesen Abschnitt im Evangelium sprach empfand ich die Ähnlichkeit zwischen dem was im Evangelium stand und dem, was vor unserer Kirche geschieht. Es zeigte sich ein Bild von Jesus mit der Dornenkrone. Von seinen Schläfen rann in Strömen das Blut.

     Nach der Predigt irrte sich der Priester und er begann anstatt mit dem Glaubens-bekenntnis sofort mit den Fürbitten und erst danach mit den Credo. Ich spürte, wie Jesus durch dieses Zerstreut-sein noch mehr litt, dadurch, dass dieser Priester dieses wahre Opfer innerlich nicht tiefer erlebte. Die Dornenkrone fiel auf den Altar und hing gleichsam an ihm herunter. Ich hatte den Eindruck, dass so viel vom Priester abhängt. Er kann an diesem Opfer teilnehmen und dann hilft er Jesus, oder er nimmt nicht Teil und dann leidet Jesus noch mehr um seinetwillen. Wiederum zeigte sich Jesus mit der Dornenkrone und ein Dorn drang tief in die Schläfe ein, was einen unmenschlichen Schmerz verursachte. Jesus zeigte, wie sehr es ihm wehtut, um wie viel mehr er leiden muss durch diesen Priester, der nicht wirklich an seinem Opfer teilnimmt. 

     Bei der Gabenbereitung war zu sehen, wie Jesus das Kreuz auf seine Schultern nimmt und den Kreuzweg beginnt. Am Kreuz trug Jesus auf dem Weg nach Golgota alle unsere Sünden zu Gott-Vater, aber auch die Bitten und das Flehen von den Teilnehmern an dieser Eucharistiefeier mit Ausnahme von jenen, die in den gläsernen Behältern waren. Dann begann der Priester sehr schnell aus dem Messbuch zu lesen und wiederum war zu sehen, wie Jesus den Kreuzweg geht. Und es kam zum ersten Fall unter dem Kreuz. Jesus wollte wohl zeigen, dass der Kreuzweg nicht so schnell und leicht vonstattenging, als der Priester hastig oberflächlich las. Jesus sieht während der Eucharistiefeier unsere Herzen und er weiß, was in ihnen vor sich geht. Er nimmt wahr, ob wir an seinem Leiden teilnehmen, oder ob wir das vernachlässigen. Wenn wir über alles Mögliche nachdenken, fällt Jesus zum zweiten Mal unter dem Kreuz...

     Während des Sanctus war ein Bild von der Begegnung mit der Mutter und vom Trocknen des Antlitzes Jesu durch Veronika zu sehen. Ich hatte den Eindruck, dass jede gute Tat, jedes gute Wort, jeder gute Gedanke, mit denen wir zur Eucharistiefeier kommen und die wir Jesus übergeben, in diesem Augenblick eine Hilfe für Jesus ist. Es ist wie die Hilfe des Simon von Cyrene beim Kreuztragen.

     Als sich der Augenblick der Wandlung näherte war ein Bild, wie Jesus an das Kreuz geschlagen wurde. Als der Priester diese Worte wieder schnell und oberflächlich las, kam es zu einem  besonders kräftigen Schlag mit dem Hammer, durch den der Nagel durch die Hand Jesu  drang und ein mächtiger Strom des Blutes zu sehen war. Während der Wandlung, als Jesus gekreuzigt wurde und noch grausamer litt, da war ein starker Blutstrom zu sehen.

     Während der Worte: „ ...in Einheit mit dem Heiligen Vater..., unserem Bischof...der ganzen Geistlichkeit...“ zeigte sich unter dem Kreuz ein Bild von fürchterlichem Ungeziefer, das sich schwarz-glitzernd in einer dunklen Masse gewunden hat. Ich hatte den Eindruck, dass Jesus hier auf jene Priester hinwies, die trotz ihrer Standesgnade in andauernder Sünde leben. Sie wollen nicht, sie haben nicht einmal das Verlangen, aus dieser Sündhaftigkeit heraus zu kommen. Das ist ein gerader Weg in die Hölle. Und in diesem geistlichen Zustand feiern sie noch das Heilige Messopfer! Das bedeutet für Jesus am Kreuz einen ungeheuren Schmerz. Dieses Bild war nur kurz zu sehen und verschwand, als unter dem Kreuz Maria und der hl. Johannes standen.

     Ich erinnere mich nicht mehr genau, aber es war wohl in dem Moment als der Priester die heilige Hostie erhob und sagte: Sieh, das Lamm Gottes... da hatte ich den Eindruck, dass Jesus am Kreuz sagte: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. Und dann starb er.

     Während der Heiligen Kommunion war die ganze Zeit das durchbohrte Herz Jesu zu sehen, aus dem überaus große goldene Funken hervorströmten. Ich hatte den Eindruck, dass sie  jene Gnaden versinnbildlichen, die jene empfangen, die ihn während der Eucharistiefeier mit Ehrfurcht in ihr Herz aufnehmen. Es war ebenfalls nach der Heiligen Kommunion, als das offene Herz Jesu die Herzen jener Menschen in sich gleichsam hereinzog. Aber ich spürte auch irgendwie, dass es nicht alle Herzen von denen waren, die ihn empfangen hatten, sondern nur von jenen, die ihn in ihren eigenen Herzen wenigsten kurz angebetet hatten. Sie mussten sich nicht einmal bewusst sein, dass sie sich mit Jesus vereinten. Es genügte eine kleine Weile der Anbetung und Jesus selber vereinigte unsere Herzen mit dem seinen. Das ist gleichzeitig seine Gnade wie auch seine Sehnsucht.

     Während des Schluss-Segens war ein Kreuz zu sehen, an dem aber schon nicht mehr Jesus hing. Nur von der Stelle, an der Jesus gekreuzigt war, strömte eine ungeheure Helligkeit. Dieses Licht verbreitete sich über die Menschen und trat in jene Herzen ein, die offen waren.

9. Würdiger Kommunionempfang

(vgl. Benedikt Stolz, "Mirjam von Abellin, Flamme der göttlichen Liebe", Miriam-Verlag  S.234-236 u.247)

 

     Vorgestern habe ich die hl. Kommunion empfangen wie ohne Glauben, ohne Liebe. Ich glaube, wer ein Stück Brot nimmt, tut es mit mehr Ehrfurcht als ich. Nachdem ich die hl. Kommunion empfangen hatte, sprach ich bei mir selbst: „Es ist schlimm, in einem solchen Zustand, in dem ich mich befinde, zu kommunizieren!“ Und ich sprach zu Gott: „Wenn ich an deiner Stelle wäre, und es käme jemand, der sich so benimmt wie ich, ich denke, ich würde ihn in einen Abgrund werfen, um mich seiner zu entledigen.“

     Ich fühlte, wie abscheulich ich bin und weinte innerlich. Plötzlich fühlte ich mich ein wenig entrückt, ich hörte eine Stimme. Ich hatte den Eindruck, dass sie vom Herrn ist. Sie fragte mich: „Glaubst du denn nicht, dass ich die Barmherzigkeit bin?“ (...)

 

     Jetzt sehe ich, dass es Satan war, der mich von der Hl. Kommunion fernhalten wollte. Ich werde immer im Gehorsam (meinem Beichtvater gegenüber) kommunizieren. Ich werde Satan immer verachten, der versucht, mich von Jesus fernzuhalten. Heute schien mein Herz mir zu sagen: Nein, ich bin nicht würdig zu kommunizieren. Als aber der Gehorsam gesprochen hatte, rief ich noch stärker: „Ich werde niemals würdig sein; aber ich hoffe; ich werde zu Jesus gehen, er wird mich mit Erbarmen aufnehmen“. Wäre ich nicht treu geblieben, so wäre ich verloren gewesen.(...)   

10. Freundschaft mit Jesus

Ob man ein Freund Gottes ist, das sieht man nicht nur am Gebet und an der Mitfeier der Heiligen Messe. Die Freundschaft mit Jesus wirkt sich im ganzen Leben aus: Wir lieben den oder das, was Jesus liebt, wir meiden, das oder diejenigen, vor denen Jesus und schützen möchte. Ein Freund Jesu kann und will nicht überall mitmachen. Er meidet jene Umgebung Bekanntschaften, die einen schlechten Einfluss haben.

 

Wenn du ein Freund Jesus sein und bleiben willst, dann wirst du manchmal vor der Versuchungen zum Bösen auch in die Flucht gehen: Lieber fliehen und bei manchen als „Feigling“ oder rückständig gelten als untergehen! Da gilt das Sprichwort: „Sage, mit wem du gehst – und ich sage dir, wer du bist.“

 

Wenn du dir aber nicht sicher bist, ob etwas für dich gut oder schlecht ist, dann frage doch in deinem Herzen Jesus selber, was ihm  besser gefällt. Ein Freund Jesu „unterhält sich“ gerne mit Jesus über alle Themen. Er fragt sich nicht nur, ob etwas erlaubt oder verboten ist. Ein wirklicher  Freund Jesu will wissen, was ihm mehr Freude macht. Er beachtet vor allem die Herzenswünsche Jesu und fragt sich immer wieder: „Jesus, was gefällt dir besser?“

 

     Um ein echter Freund Jesu zu werden, achtet man auch auf jene, die ebenfalls auf dem  Weg zur Freundschaft mit Jesus sind. Suche Bekanntschaft und häufigen Umgang mit jenen, die auch an Gott glauben, die beten und sich bemühen, nach ihrem Gewissen zu leben. Denn Einigkeit macht stark!

 

     Lerne auch die großen Freunde Jesu kennen, die Heiligen. Wenn du die Lebens-beschreibung von heiligen Menschen liest, dann kannst du auch deine Freundschaft mit Jesus vertiefen. Du musst nicht alle Fehler wiederholen, die schon andere vor dir gemacht haben. Das gute Beispiel und die Erfahrungen mit Gott, die bereits andere vor dir gemacht haben, können Dir helfen, so manche Umwege zu  vermeiden und immer wieder angefeuert zu werden. Ein Freund Jesu ist auch ein Freund der Freunde Jesu.

 

     Wenn du immer wieder in deiner Bibel liest, und wenn du angefangen hast, deine Lebens-Entscheidungen wirklich nach dem Wort Gottes auszurichten, dann bist du an der besten Quelle. Echte Freunde wollen sich immer besser kennen lernen. Darum liest man immer wieder das Wort Gottes und macht es zu seinem persönlichen seinem Wort des Lebens. Wir wollen nicht nur die Bibel verstehen, sondern auch unser Gewissen und unser ganzes Leben nach ihr ausrichten. Das geschieht, wenn wir die kleinen und großen Heraus-forderungen und Schwierigkeiten des Lebens im Licht des Glaubens anschauen. Ein Motto oder Leitsatz aus der Bibel lässt immer wieder den inneren Frieden und auch eine besondere Hilfe „von oben“ erfahren.

 

     Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10, 25-37) ist für die Freunde Jesu eine besondere Herausforderung: Dieser unbeliebte Ausländer aus Samaria war ein größerer Freund Gottes, als die frommen Tempeldiener, die an dem Verwundeten vorbei gingen  –  vermutlich noch mit irgendeiner  „frommen“ Ausrede. Jesus sagt uns durch dieses Gleichnis, dass die Achtung und das Erbarmen für einen  jeden Mitmenschen entscheidend ist für unsere Beziehung zu IHM: Denn das Erbarmen mit dem tödlich Verwundeten ist wichtiger und wertvoller, als alle religiösen Formeln und Bräuche. Ob  wir echte Freunde Jesu sind, oder nur Scheinheilige, das sieht man besonders gut daran, wie wir mit den notleidenden Mitmenschen umgehen.

 

     Der würdige und liebevolle Empfang der Heiligen Kommunion ist ein Höhepunkt der Freundschaft mit Gott und Jesus Christus. Da sind nicht immer viele Worte nötig, wenn sich das Herz mit dem Herzen trifft. Es geht um ein Verweilen in gegenseitiger Liebe, um Empfang und Hingabe. Gewöhnlich ist während der Eucharistiefeier nicht genügend Zeit gegeben, um das gebührend zu pflegen und auszukosten. Darum ist es wichtig, sich im Laufe des Tages wenigstens kurze Zeiten und geeignete Orte zu suchen, die es erleichtern, die Danksagung nach der Heiligen Kommunion wieder aufnehmen und verlängern. Die Anbetung Jesus vor einer Monstranz, der „Besuch“ Jesu beim Tabernakel oder auch die geistliche Kommunion auf dem Spaziergang... sind besonders gute Möglichkeiten, die Freundschaft mit Jesus „konkret“ werden zu lassen und zu vertiefen.

11. Das Aufopfern der Heiligen Kommunion

     Je mehr wir durch die Heilige Messe in das Den­ken und Wollen Christi eingedrungen sind, umso mehr hat sich unsere Liebe ausgedehnt auf die ganze Welt. Je näher wir Gott stehen, umso tiefer geht unsere Beziehung zu den Menschen. Denn erst Gott kann uns den Blick für seine Schöpfung geben. Darum ist auch unsere Bereitschaft und Fähigkeit zur Fürbitte am stärksten, je mehr wir mit Gott verbunden sind. In der Heiligen Kom­munion sind wir am stärksten und deutlichsten mit Christus eins geworden. So ist also auch die Kommunion die größtmögliche Einheit mit dem Mitmenschen.

«Die Kommunion aufopfern» be­deutet also, in der Einheit mit Christus sich dem Vater im Himmel anzubieten als lebendige Für­bitte, in stellvertretender Liebe, als Sühne. Man darf die Kommunion, die Gnade des Sakramen­tes nicht wie eine Sache behandeln. Wir kön­nen über Christus nicht willkürlich wie über eine Ware verfügen. Unsere Freundschaft und für­bittende Liebe ist aber so mächtig, dass sie den Himmel bewegt, weil Gott selbst uns zur Bitte und Fürbitte einlädt.

12. Das Aufopfern des Kostbaren Blutes

Grundsätzlich bedeutet das Opfer des Kostbaren Blutes das Gleiche wie das Aufopfern der Heili­gen Kommunion. Weil aber im Blute Christi eine besondere Symbolik enthalten ist, verbin­den sich mit diesem Brauch neue Gedanken und Akzente: Das Blut Christi ist das Zeichen der Versöhnung und des Friedens. Während das Blut Abels um Rache schrie, stiftete das Blut Christi den Neuen Bund.     Seine Todesnacht ist für uns zum Ostermorgen geworden, sein Leiden zur Quelle der Freude, seine Einsamkeit zum Band der Einheit. Das Blut Christi hat uns reingewaschen von der Erbschuld, es hat uns freigekauft von der Knechtschaft des Verführers und der Sünde. Christus hat uns durch sein Blut wieder zu Kindern seines Vaters ge­macht.

     Darum dürfen wir im Zusammenhang dieser Sym­bolsprache sagen, dass das Blut Christi für den Vater im Himmel das Herrlichste ist, was er auf der Welt erblicken kann: Es ist der größte Aus­druck der Liebe, den die Menschheit durch ihren großen Bruder Christus dem Schöpfer darge­bracht hat und darbringen kann. In der Heiligen Messe hat uns der Herr diesen Schatz in die Hände gelegt, damit wir ihn auch in unserem All­tag entdecken. Je mehr wir uns auftun für die Liebe Christi, umso mehr sind wir selbst ge­zeichnet vom Blute Christi. Es begegnet uns in der Schwäche und Sünde, in der Not und Krank­heit der Menschen. Wenn wir uns mit Christus klein machen, um die Last der Welt mit ihm zu tragen, dann sammeln wir gleichsam das Blut Christi im Kelch unserer Dienstbereitschaft und Geduld. Wir könnten dem Vater nichts Kostba­reres schenken als unsere Liebe, die gereinigt und eingetaucht ist in das Blut Christi. Wie beim Aufopfern der Heiligen Kommunion bedeutet die Nähe zu Christus auch eine beson­dere «Chance» der Fürbitte. Darum ist es üblich, gerade im Zusammenhang mit der Aufopferung des Blutes Christi persönliche oder allgemeine An­liegen der Kirche Gott vorzutragen oder gar un­mittelbar das Blut Christi aufzuopfern «für» die­ses und jenes. Sicher ist das Blut Christi die stärkste und mächtigste Stimme, die wir zum Him­mel schicken können, zumal wenn sie vom eigenen Blut und Leben durchdrungen ist.