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Pfarrer Elmar Stabel – Antwortet auf die Frage: „Warum ist die Kirche immer noch gegen das gemeinsame Abendmahl?“

Frage: „Warum ist die Kirche immer noch gegen das gemeinsame Abendmahl?“

Antwort: Manche Mitchristen verstehen nicht so recht, warum ein gläubiger evangelischer Christ nicht zur katholischen Kommunion gehen kann (und umgekehrt). Die ablehnende Haltung der katholischen Kirche in dieser Sache wird von Vielen nicht verstanden. Hat die Kirche etwa etwas gegen die evangelischen Mitchristen oder aber gegen die Einheit?

Richtigstellungen

Damit man über diese Frage sinnvoll nachdenken kann, muss man sich vor Augen stellen: Nach katholischer Glaubensüberzeugung ist jeder von Gott für den Empfang der Kommunion bestimmt. Es ist Sein Herzenswunsch.* Daher geht es in allen Fällen, wo die Kommunion (noch) nicht möglich ist, nicht um „endgültig und für immer“. Vielmehr liegt ein Hindernis zum Kommunionempfang vor, das schnellstmöglich beseitigt werden soll, damit der Herzenswunsch Jesu daraufhin erfüllt werden kann. Das gilt übrigens auch für alle anderen Umstände, die vom Kommunionempfang ausschließen (schwere Sünde, Unglaube oder Glaubensabfall, kirchliche Strafe).

Warum ist es ein „Hindernis“, evangelisch zu sein?

Es sind 2 Gründe, die Teilnahme an der (katholischen) Kommunion in der Regel unmöglich machen.

1) Der Glaube bezüglich der Kommunion

Nach katholischer (und orthodoxer) Glaubensüberzeugung geschieht in der Messfeier eine wirkliche Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Jesu Christi. Das heißt: Wer zur Kommunion geht, empfängt weder Brot und Wein, noch „nur“ ein Symbol der Gegenwart Jesu, sondern tatsächlich Jesus Christus mit Leib und Seele, Gottheit und Menschheit. Die Kommunion ist Christus selbst. Deshalb wird sie auch das „Allerheiligste“ genannt, weil Jesus ebenso wie der Vater und der Heilige Geist der allerheiligste Gott ist.

Innerhalb der verschiedenen evangelischen Glaubensrichtungen ist der Glaube in dieser Frage unterschiedlich. Er reicht von „nur Erinnerungszeichen an Jesus“ über „reines Symbol der Gegenwart Christi“ bis zu „Jesus ist in Brot und Wein während des Kommunionempfanges anwesend“. Alle diese Auffassungen geben den katholischen Glauben nicht wieder. Daher ist es evangelischen Mitchristen ja auch nicht vorstellbar, vor den Abendmahlsgaben eine Kniebeuge zu machen, daher gibt es keine Kniebänke, keinen Tabernakel und kein Ewiges Licht. Die Abendmahlsgaben werden nach der Feier nicht als solche aufbewahrt, sondern wie normales Brot gegessen oder weggeworfen.

Von daher ist ein (katholischer) Kommunionempfang eines evangelisch Glaubenden jedenfalls unmöglich, und zwar sowohl aus katholischer als auch aus evangelischer Sicht. Denn der Katholik müsste mit ansehen, wie ein Mitchrist das, was er selbst (katholisch) für Gott hält (!), wie ein bloßes Geschöpf (Brot und Wein) behandelt. Der evangelische Christ dagegen müsste hinnehmen, dass er das, was andere (nach seiner Überzeugung fälschlicherweise) für Gott halten, er aber ehrlich für Brot und Wein hält, zu empfangen und so den Eindruck zu erwecken, er wäre der katholischen Überzeugung.

Wer nichts dabei empfindet, hat entweder die beiden Überzeugungen nicht verstanden, oder er nimmt sie nicht ernst, oder aber ihm bedeutet „Gott“ nicht viel. Wenn ich in einem fernen Land eine Religion vorfände, die einen einfachen Stein für ihren „Gott“ hält, dann würde ich zwar versuchen, die Menschen davon zu überzeugen, dass sie sich irren, auf keinen Fall aber würde ich an einem Ritus teilnehmen, der diesen Stein göttlich verehrt.

Übrigens verbietet sich aus Gründen der Achtung vor dem Andersgläubigen auch, mit diesem Stein etwas zu tun, was nach meiner Auffassung problemlos ginge, aber für die anderen eine schwere seelische Verletzung bedeuten würde. Es genügt also auch beim Kommunionempfang nicht, zu sagen, dass das nach meinem Empfinden geht. Ich muss aus christlicher Nächstenliebe darauf Rücksicht nehmen, was andere empfinden und wo ich andere durch mein Verhalten verletze. Das gilt bei allen Dingen, um vieles mehr aber bei den religiösen Überzeugungen.

2) Kommunion: Zeichen der Einheit

Die Dokumente der katholischen Kirche zu dieser Frage nennen noch ein weiteres Argument, das viele zunächst nicht bedenken oder verstehen: Die heilige Kommunion ist zunächst ein wirkliches Sakrament („Zeichen“) der Einheit zwischen Gott und dem Menschen. Die tatsächliche Einheit beim Kommunionempfang (Jesus wird eins mit mir) wird im äußeren Zeichen der Kommunion (das Allerheiligste geht sichtbar in mich ein) sichtbar gemacht. Daher wäre es auch letztlich ein „Betrug“, jedenfalls aber nicht „wahrheitsgemäß“, zur Kommunion zu gehen, ohne die Einheit mit Gott zu wollen (kein Interesse an Gott; unbereute Sünde).

Dasselbe gilt aber auch für die Einheit untereinander. Es ist klar, dass Gott auch diese Einheit will. Und logisch unübersehbar gilt: Alle, die mit Gott tatsächlich und vollkommen eins sind, sind es auch untereinander. Diese Gemeinschaft nennen wir „die Kirche“, die in der Bibel (ebenso wie die heilige Kommunion) „Leib Christi“ genannt wird: Jesus ist das Haupt und jeder einzelne Mensch ist ein Glied an diesem Leib.

Das Sakrament („Zeichen“) der Einheit wäre also auch dann ein unzutreffender Ausdruck, wenn die Einheit untereinander in der einen Kirche nicht besteht.

An dieser Stelle möchte ich etwas anfügen, was verletzend klingen kann, aber nicht soll. Es geht einfach um eine sachliche Wahrheit: Vor etwa 500 Jahren haben (evangelische) Mitchristen die Überzeugung gewonnen, dass sie mit der bisherigen (katholischen) Kirche und deren Glauben (Eucharistie, Papst, Priestertum, Kirche, ...) nicht eins sein können. Solange das ihre ehrliche Überzeugung ist (und davon muss man natürlich ausgehen), ist eine Trennung notwendig und moralisch gefordert. Unvereinbar damit jedoch ist es, heute zu sagen, die Unterschiede im Glauben wären so unbedeutend, dass die gemeinsame Kommunion als Ausdruck bestehender Einheit problemlos möglich ist. Wenn das tatsächlich stimmen würde, müsste logischerweise die Rückkehr in die gemeinsame Kirche genauso problemlos möglich sein. Entweder sind die Unterschiede wesentlich und rechtfertigen eine Trennung oder eben nicht.

Würde man trotzdem sowohl an der kirchlichen Trennung festhalten, als auch die gemeinsame Kommunion fordern, dann würde man eigentlich einen „Etikettenschwindel“ betreiben und es sich letztlich zu einfach machen. Die Einheit besteht ja nicht darin, dass ein rein äußerer Anschein erweckt wird, sondern dass sie tatsächlich im Glauben und Praxis besteht.

Zusammenfassung

Die Diskussion um den gemeinsamen Kommunion- bzw. Abendmahlempfang ist naturgemäß mit starken Emotionen verbunden. Eine wahrheitsgemäße (das heißt vor allem: Gottes Willen gemäße) Lösung muss aber auf die Sache schauen. Die gemeinsame Kommunion ist absolut erstrebenswert. Das um so mehr, als nach katholischer Sicht der evangelische Mitchrist bei seinem Abendmahl gar keine Kommunion (wesenhaft Jesus in der Gestalt des Brotes und des Weines) empfängt. Dieser Kommunionempfang ist aber nicht erreicht, wenn jemand rein äußerlich die Kommunion zu sich nimmt, sondern wenn dies auch dem Glauben entspricht.**

Schließlich sollte man sich auch als katholischer Christ ins Stammbuch schreiben: Es ist keineswegs anderen Glaubensgemeinschaften vorbehalten, mit „Mängeln“ im eucharistischen Glauben die Kommunion zu empfangen. Leider ist nicht selten genau das auch bei katholischen Christen der Fall. Angemessen aber ist: Wer nicht an die wesenhafte Gegenwart Jesu in der Kommunion glaubt/glauben kann, darf nicht kommunizieren. Ähnliches gilt, wer sich in schwerer Sünde weiß.

Diese Strenge entspringt nicht der Willkür christlichen Übereifers, sondern der Ehrfurcht vor dem allerheiligsten Altarsakrament, das nicht eine menschliche Idee ist, sondern eine göttliche.

* Jesus: „Amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst ..., habt ihr das Leben nicht in euch.“ (Jo 6,53) – „Wer Mein Fleisch isst ..., der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm.“ (Jo 6,56) - „Getrennt von Mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in Mir bleibt, wird wie die Rege weggeworfen, und er verdorrt.“ (Jo 15,5-6)

** „Wer also unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des Herrn. Jeder soll sich selbst prüfen; erst dann soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken. Denn wer davon isst und trinkt, ohne zu bedenken, dass es der Leib des Herrn ist, der zieht sich das Gericht zu, indem er isst und trinkt.“ (1 Kor 11,27-29)

 

Die beste Weise, zu zeigen, dass man die Hl. Messe verstanden hat, ist, hinzugehen.