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Pfarrer Elmar Stabel – Das atemberaubende Wunder der Anwesenheit Gottes in der Heiligen Kommunion

Es geht mir um das atemberaubende Wunder der Anwesenheit Gottes in der Heiligen
Kommunion. Mit Freude habe ich in den vergangenen Jahren den aufblühenden
Glauben und eine wachsende Liebe zur "Mitte unseres Glaubens" bei nicht wenigen
Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen beobachtet.

Daneben mache ich mir aber auch über einige Zustände oder Entwicklungen schwere
Sorgen.

 

Was ist an der Kommunion so besonderes, dass man sich darum Sorgen machen
könnte?

 

Jesus schenkt uns am Abend vor Seinem Sterben ein übergroßes Geheimnis: Er

 

"Christus wird in diesem Sakrament gegenwärtig durch die Verwandlung" (Katechismus der
katholischen Kirche [KKK] 1375)
"Jesus Christus ist wahrer Gott (!) und wahrer Mensch." (KKK 480)

 

 


verwandelt vor den Augen Seiner Jünger Brot und Wein - in Sich selbst! Dasselbe feiern
wir in jeder Heiligen Messe gemäß der Aufforderung Jesu: "Tut dies zu Meinem
Gedächtnis!" Die Heilige Kommunion ist nach der Wandlung in der Messe kein Brot
mehr, sondern sie ist Jesus; und Jesus ist Gott, der für uns Mensch geworden ist; also ist
die Kommunion tatsächlich GOTT selbst. Daher beugen wir unser Knie vor IHM in der
Heiligen Kommunion, wenn wir die Kirche betreten. Deshalb nennen wir dieses
Sakrament "heilig" oder – noch treffender – das "Allerheiligste". Weil Gott der
Allerheiligste ist ER verwandelte im Abendmahlsaal Brot und Wein in SICH selbst:
"Das ist Mein Leib. Das ist Mein Blut."

Weil Gott um unsere Schwachheit im Glauben weiß, hat Er Seine Worte durch hunderte
außergewöhnliche Wunder im Laufe der Geschichte bis in unsere Tage hinein bestätigt.
- Jesus, der Herr, ist ganz sicher in der Gestalt der Kommunion anwesend.

 

Johannes: "Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, ER hat Kunde
gebracht." (Jo 1,18)

 

Gott tut nichts halb: In Seiner Liebe wird Er zunächst Mensch – wir feiern es an jedem
Weihnachtsfest mit großer Freude. Dann nimmt Er ähnlich wie damals, nur noch
bescheidener, sanfter, sehnsüchtiger, Fleisch und Blut an in der Gestalt der Heiligen
Kommunion. Er gibt sich eine sichtbare, greifbare, zugleich auch verletzliche Gestalt. -
Verstehen wir, was ER da tut? - Verstehen wir, warum Er das tut? - Und: Wie gehen wir
mit diesem Wunder Seiner Liebe um?

Gott, der Herr, vertraut sich selbst unserer Obhut, unserer liebenden Sorge an. Ja, Er liefert sich uns ganz aus. Das ist für uns Geschenk und Aufgabe. Mit dem Allerheiligsten darf man nicht oberflächlich umgehen.

 

Innerer Glaube und äußere Zeichen

Viele sagen: "Ich glaube das alles!", und sie sagen damit die Wahrheit. Gleichzeitig
stellt aber ihr Verhalten - unbemerkt - ihre Aussage in Frage. Ähnlich einem Bräutigam,
der seiner Braut immer wieder - ehrlich! - seine Liebe bekennt, aber sich dann keine
Zeit für sie nimmt, ihre Wünsche meistens unerfüllt lässt, für ihre Einladungen häufig
Ausreden gebraucht, und wenn er ihr auf der Straße begegnet, sie gedankenverloren
übersieht und ohne Aufleuchten in den Augen an ihr vorbei geht.


Und wir? Haben wir Zeit für IHN? Im Gebet (das kaum als gutes Gebet gelten kann,
wenn es gehetzt, wie eine lästige Pflichtübung "abgehakt" wird - wenn überhaupt), beim
Danken (wir haben viel Grund, Ihm zu danken)?


Wie ist es mit Seinen Wünschen (Geboten)? Gelten für mich nicht allzuoft gerade nur
die, die ich sowieso leicht erfüllen kann. Kaum wird es ein wenig schwieriger und sie
würden mich eine Anstrengung kosten oder mein bequemes Leben ein wenig
beeinträchtigen, dann werden sie mit einer Ausrede beiseite geschoben ("das braucht
man heute nicht mehr zu tun", "Gott weiß auch ohne das, dass ich ihn lieb habe", "keine
Zeit", "heute nicht" ...) oder bis zur Unkenntlichkeit verändert ("Wenn Jesus sagt ...,
dann meint er ja nur ...", "Ich habe keinen umgebracht, also bin ich ein guter Christ."
etc.).

 

Jesus: "Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der die Hochzeit seines Sohnes
vorbereitete. Aber die eingeladenen Gäste wollten nicht kommen. Er schickte noch einmal
Diener. Sie aber kümmerten sich nicht darum."
(Mt 22,2-5)

 

 

 

Und schließlich: Seine Einladungen? "Tut dies zu Meinem Gedächtnis" sagt Jesus bei
der Feier der ersten Heiligen Messe im Abendmahlsaal. Manche tun es, andere tun es
nur selten oder fast gar nicht. Welch ein Schmerz für DEN, der sich hier aus großer
Liebe verschenkt. Man geht gedankenverloren daran vorbei, hält alles (Kochen,
Schlafen, Spazierengehen, Fernsehen usw.) für wichtiger als IHN. Können wir uns
damit abfinden?

 

Zeichen der Liebe und Lieblosigkeit passen nicht zusammen

 

Gott weiß wohl, dass wir schwache Menschen sind, und hat viel Geduld. Dennoch ist es
nicht richtig, wenn man ein hervorragendes Zeichen der Liebe neben offensichtliche und
vor allem unbereute Lieblosigkeiten stellt. Prüfen wir uns, ob nicht genau das geschieht:
Wenn zum Beispiel viele von uns letztlich ziemlich lau geworden sind und den Wunsch
Jesu, mit Ihm die Heilige Messe zu feiern, nur selten erfüllen, manchmal gewissermaßen
nur notgedrungen; dann aber, wenn einer "bei Gelegenheit" (Weihnachten,
Erstkommunion der Kinder oder Enkel, Sterbemesse oder Hochzeitsamt) die Messfeier
besucht, dann empfängt er wie selbstverständlich das höchste Zeichen der Liebe und
Freundschaft, nämlich die Heilige Kommunion.


Das ist inkonsequent. Wenn jemand tatsächlich die Gegenwart Christi in der Heiligen

 

Paulus: "Wer also unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich
schuldig am Leib und am Blut des Herrn. Jeder soll sich selbst prüfen; erst dann soll er von
dem Brot essen und aus dem Kelch trinken. Denn wer davon isst und trinkt, ohne zu
bedenken, dass es der Leib des Herrn ist, der zieht sich das Gericht zu, indem er isst und
trinkt." (1 Kor 11,26-29)

 

 

 

 

 

Kommunion verstanden hat und wirklich Sehnsucht hat, Ihn als besten Freund zu
empfangen – was sicher für jeden gut und erstrebenswert ist – dann kann dieses
Verstehen und diese Sehnsucht aber doch nicht an den vorangegangenen und den
nachfolgenden Sonntagen völlig fehlen. Das wäre ähnlich unglaubwürdig, wie wenn
jemand einem anderen Menschen sagt: "Ich liebe dich so sehr, nämlich alle 2 Wochen
von 9 bis 10 Uhr – sonst aber nicht."


Wenn aber jemand die Gegenwart Christi im heiligen Sakrament (noch) nicht
verstanden hat oder (noch) keine Sehnsucht hat, IHN zu empfangen, dann ist es nicht
richtig und fügt diesem Sakrament Schaden zu, wenn man – unbedacht oder leichthin –
das höchste Zeichen der Christusverbundenheit in Anspruch nimmt.


Es ist mir außerordentlich wichtig, zu betonen: Das alles schreibe ich nicht mit dem Ziel,
dass von nun an nur noch ganz wenige zur Kommunion gehen. Vielmehr sehne ich mich
danach, dass möglichst alle so bald wie möglich zur Kommunion gehen können. Aber
dieses zur-Kommunion-gehen soll stimmen. Es hat logische, notwendige und daher
unaufgebbare Voraussetzungen. Diese sind vor allem: Verstehen (was oder genauer:
wer die Kommunion ist) und liebende Sehnsucht (nach Lebensgemeinschaft mit IHM).
Das sind wir diesem hochheiligen Sakrament der Liebe Gottes einfach schuldig.

Von Herzen möchte ich jeden einzelnen von Ihnen ermutigen, sich neu auf den Weg zu
machen, um diesem wunderbaren Geheimnis der Nähe Gottes zu begegnen. Es ist nicht
"reserviert" für vorherbestimmte wenige auserwählte Heilige. Auch wenn man sich jetzt
noch weit entfernt von diesem heiligen Sakrament empfindet: ER hat es auch für Dich
erdacht und verwirklicht. ER sehnt sich danach, dass Du es entdeckst und den Weg zu
ihm findest. ER ermutigt Dich auch, Schritt für Schritt die Voraussetzungen zu schaffen,
dass der Empfang dieses Sakramentes möglich wird. Und ER freut sich auf jede

Kommunion, wo Du IHN wirklich empfängst. Keiner ist von vorne herein oder für
immer davon ausgenommen.

 

Jesus: "Ich habe Mich sehr danach gesehnt, vor Meinem Leiden dieses Paschamahl mit
euch zu essen." (Lk 22,15)

 

Jesus: "Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich
selbst verliert und Schaden nimmt?" (Lk 9,25)

 

Mir ist auch schmerzlich bewusst, dass bei vielen der Glaube und das Leben aus diesem
Glauben dünner und zerbrechlicher geworden sind. Daher weiß ich auch, dass jede
Anforderung im Glauben – sei sie auch noch so gerecht und notwendig – eine Belastung
für viele bedeutet. Wir sind heute in vielem so stark und vernünftig, aber gerade im
Verhältnis zu unserem Gott und damit auch im Verhältnis zu unserem eigenen ewigen
Leben suchen wir heutzutage allzu schnell den anspruchsloseren, und damit oft den
oberflächlichen Weg. Der Preis dafür aber ist, dass wir dann einen mehr oder weniger
inkonsequenten und damit unbefriedigenden Weg gehen.

 

Jesus: "Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass Er Seinen einzigen Sohn hingab, damit
jeder, der an Ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat. Gott hat
Seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit Er die Welt richtet, sondern damit die Welt
durch Ihn gerettet wird. (Jo 3,16-17)

 

 

 

Jesus: "Ich bin nicht gekommen, um zu richten, sondern um zu retten."

Jesus kommt zu uns, um die Sünder zu rufen und ein Arzt für die Kranken zu sein. Daher
dürfen wir als schwache Menschen zu Ihm kommen, wir sollen es auch. Er sehnt sich
sogar nach jedem von uns.


Aber das Zu-Ihm-kommen beschränkt sich nicht auf das, wohin meine Füße laufen,
sondern betrifft noch viel mehr das, was ich von Herzen will. Jesus weiss, dass Manches,
was wir uns vornehmen, nicht (gleich) gelingt. Aber wenn einer es erst gar nicht will?
(Die Lauheit ablegen, die Unversöhnlichkeit bekämpfen, Gestohlenes zurückgeben,
ungeordnete Lebensformen in der Partnerschaft ändern usw.) Gerettet werden kann, wer gerettet werden will.


Weil Jesus also weiss, dass wir Sünder sind, streckt Er uns Seine Hand entgegen. Er
weißt uns nicht ab, sondern ruft uns zur Umkehr. Er bietet das Sakrament der
Versöhnung an, die Beichte. Wer mit Gott Frieden finden will, kann es hier in
unüberbietbarer Weise tun. Wer auf Dauer oder nach einer bewussten, schweren Sünde
nicht beichten geht, kann nicht zur Kommunion gehen ohne der Logik der Liebe zu widersprechen.

 

Jesus zu den Aposteln: "Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die
Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert."
(Jo 20,23)

 

 

"Und wenn ich mein Leben nicht ändern kann ...?"

Es gibt Situationen, wo sich der Widerspruch zu Gottes Gebot so sehr mit meinem Leben
verwoben hat, dass eine einfache, schnelle Lösung unmöglich erscheint. Ein typisches
(aber keineswegs das einzige) Beispiel dafür ist, wenn jemand geschieden und
wiederverheiratet ist. Ich weiss, dass viele Menschen in dieser Situation sind und dass
viele sehr darunter leiden. Und ich weiß auch, dass viele von ihnen sich von der Kirche
allein gelassen fühlen, weil sie nicht zur Kommunion gehen dürfen. Und tatsächlich ist
dies (zunächst) nicht möglich. Aber das ist nicht das letzte Wort.


Wenn Du in einer Lebenssituation bist, die dem Gebot Gottes widerspricht, aber keinen
Weg siehst, ihn zu ändern, dann sprich mit einem Priester darüber. Er wird Dir sagen,
was Du tun sollst und wie auch Du Frieden mit Gott finden kannst. Manches davon wird
Dein Leben in der derzeitigen Form in Frage stellen. Einiges wird sich ändern müssen.
Aber es wird ein gehbarer Weg sein. Und es wird ein Weg sein, der den Frieden in Dein
Leben bringt.

 

Jesus: "Ich verurteile dich nicht. Geh hin, und sündige von jetzt an nicht mehr."
(Jo 8,11)

 

Hier gilt – wie in vielen anderen Beispielen, wo wir Menschen das Gebot Gottes nicht einzuhalten vermögen: Jesus ist zu uns gekommen, um jeden zu heilen und dabei auch nicht einen einzigen Menschen aufzugeben. Er hat für jeden einen konkreten und in der jetzigen Situation gehbaren Weg. Dabei kann Jesus durchaus anspruchsvoll sein, aber nie unbarmherzig oder ohne Verständnis. Beides – Anspruch und Barmherzigkeit – gilt jedem Christen. Beides ist auch Auftrag Seiner Kirche. Daher gilt auch: Gott gibt Seine Gebote nicht unbedacht und erst recht nicht lieblos. Wenn Er uns ein solches Gebot gibt, dann ist es uns nicht möglich, es guten Gewissens aus unserem Leben zu streichen. Wir müssen uns immer wieder ehrlich als Sünder bekennen und dabei das vollkommene (aber oft vorerst unerreichbare) Ziel unseres Lebens "wahr-nehmen". Dann sollen wir Seine Vergebung und zugleich Seine Hilfe erbitten, und dann ruhig, aber ernstlich Schritte in die "richtige Richtung" suchen und gehen.. Alles andere entspricht nicht dem, was Christus eindringlich und immer wieder sagt. Dies gilt für alle Gebote, also nicht nur – aber eben auch für das strenge Gebot über die Unauflöslichkeit der Ehe.

 

Gebt Euren Kindern, was gut für sie ist

 

Jesus: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer
durch Mich." (Jo 14,6)

 

Die gesellschaftliche Entwicklung neigt dazu, das Unwichtige wichtig zu nehmen und
das Wichtige unwichtig. Dies offenbart sich daran, dass viele Eltern in der Liebe und
Sorge um ihre Kinder ihnen vieles geben, was sie für das irdische Leben brauchen:
Nahrung, Kleidung, Ausbildung usw.. Hier ist "die Welt noch in Ordnung". Aber: Was

 

Jesus: "Getrennt von Mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in Mir bleibt, wird wie die
Rebe weggeworfen, und er verdorrt." (Jo 15,5f)

 

nützt das alles, wenn die Kinder den Weg zu Gott, zu Seinen Geboten und nicht zuletzt
den Weg zur Heiligen Kommunion nicht finden oder schnell wieder verlieren? Was wird
ihnen diesen Verlust ersetzen können?

 

Jesus: "Amen, das sage Ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst ...,
habt ihr das Leben nicht in euch."
(Jo 14,6)

 

Jesus: "Lasst die Kinder zu Mir kommen, hindert sie nicht daran!" Und Er nahm die Kinder in Seine Arme, dann legte Er ihnen die Hände auf und segnete sie.
(Jo 14,6)

 

Viele Eltern leiden selbst unter einer solchen Entwicklung, aber es werden immer mehr, die das nicht nur nicht mehr sehen, sondern es sogar unterstützen: "Meine Eltern wollen nicht, dass ich Messdiener werde/in die Kirche gehe, weil sie ausschlafen wollen." Menschlich verständlich, aber welchen Preis bezahlen wir, bezahlen die Kinder für diesen Verlust? Wer oder was wird ihnen die verlorene Nähe zu Gott ersetzen? Wie kalt ist es nicht schon geworden in unserer Gesellschaft und wie viel Gottesverlust bürden wir unseren Kindern noch auf? Welch eine "gottlose" Zukunft muten wir ihnen zu? - Denken wir ehrlich darüber nach.

 

Weitere Anregungen, über unseren Umgang mit der Heiligen Kommunion nachzudenken:

 

Paulus: "Jesus war Gott gleich. Er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod am Kreuz. Darum hat Gott Ihn über alle erhöht, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu." (Phil 2,5-10)

 

 

Regelmäßig wird den Kranken, die das (Gott sei Dank!) wünschen, die Kommunion gebracht. Immer wieder fällt mir dabei auf: Viele Gläubige verhalten sich gegenüber der Heiligen Kommunion außerhalb der Kirche anders als in der Kirche. Während sie nämlich bei der Heiligen Messe Christus im heiligen Sakrament erkennen und dort die Gegenwart Gottes in den heiligen Gestalten sichtbar verehren, scheinen sie Seine Gegenwart in derselben Kommunion nicht mehr wahrzunehmen, sobald der Priester (oder der Diakon oder Kommunionhelfer) diese außerhalb der Kirche über die Straßen der Gemeinden trägt. So geschieht es nicht selten, dass zum Beispiel der Priester bei der Krankenkommunion freundlich gegrüßt wird – was natürlich erfreulich ist –, die Anwesenheit Gottes in der Heiligen Kommunion in des Priesters Hand scheint jedoch unbemerkt zu bleiben oder keine Bedeutung zu haben. Es ist noch nicht so lange her, da war es selbstverständlich, sein Knie zu beugen und den Herrn der Welt auf Seiner Reise über unsere Straßen auf diese Weise zu ehren. Geben wir Ihm, wenn Er in der bescheidenen Gestalt, die Er für uns angenommen hat, an uns vorüber getragen wird, doch auch in unseren  Tagen die Ehre – und unseren Mitchristen (besonders unseren Kindern und Jugendlichen) ein Zeugnis unseres Glaubens, indem wir bei einer solchen Begegnung Christus im heiligen Sakrament immer bewusst grüßen, wenigstens still im Herzen oder besser noch, wenn möglich, hörbar: "Gelobt sei Jesus Christus ..." und am besten verbunden mit einem Zeichen der ehrfürchtigen Verehrung, wie sie Gott gebührt.

 

 

Als Jesus im Abendmahlsaal den Aposteln die Füße gewaschen hatte, sagte Er zu ihnen: "Begreift ihr, was Ich an euch getan habe? Ihr nennt mich Meister und Herr, und ihr nennt Mich mit Recht so; denn Ich bin es. ... Ich habe euch ein Beispiel gegeben. Der Sklave ist nicht größer als sein Herr. Selig seid ihr, wenn ihr das wisst und danach handelt. (Jo 13,12ff.)

 

 

 

Kommunionempfang. Wenn wir das wunderbare Geschenk der Heiligen Kommunion empfangen, dann ist es angemessen, dass unsere Gedanken auf dieses Geschehen konzentriert sind. Dies wird um so besser gelingen, wenn wir auch in der Zeit davor und danach auf Ihn schauen, der uns da in kleiner Gestalt besucht, und Ihn still anbeten.

 

Ebenso ist es angemessen und Brauch der Kirche seit langer Zeit, die Ehrfurcht vor Dem, der sich für uns in "Knechtsgestalt" so klein gemacht hat, auch äußerlich zu zeigen. Allerdings scheint es uns heute mehr als früher schwer zu fallen, uns vor IHM klein zu machen. Der Stolz und der Hochmut der "Welt" steckt auch oft uns Christen an. Ein angemessenes Zeichen für unsere Demut ist es, vor unserem Schöpfer und Herrn das Knie zu beugen. Es ist durchaus sinnvoll, dies auch vor oder während dem Empfang der Heiligen Kommunion zu tun. Wenn dies aus gesundheitlichen Gründen, oder weil man nicht "aus dem Rahmen fallen" will, nicht möglich ist, dann wäre eine innige Verneigung vor Ihm beim Empfang der Heiligen Kommunion sicherlich angemessen und sinnvoll. Bei all dem ist und bleibt aber die "Kniebeuge des Herzens" das Entscheidende.

Es gibt eine Vielfalt möglicher Kommunionformen. Man kann die Kommunion stehend und kniend, mit der Hand und mit dem Mund empfangen. Egal, welche Form wir wählen, sollten wir den Sinn all dieser Formen verstehen und mitbedenken.

Stehen: Wir erkennen uns als von Gott groß gemachte. Er richtet uns auf und schenkt uns eine unendliche Würde. Wir sind nur Geschöpfe, Er aber behandelt uns wie Seinesgleichen. Diese Würde schenkt uns der, den wir gerade empfangen. (Eph 1,3-14)

Knien: Weil wir alles, was wir sind und haben, nicht aus uns selber gewinnen, ist es

 

"Die drei Weisen sahen das Kind (Jesus); da fielen sie nieder und huldigten Ihm."
(Mt 2,11)

 

angemessen, Dem die Ehre zu geben, der der Schöpfer aller Dinge und Geber alles
Guten ist. Er ist "mein Herr und mein Gott" (Jo 20,28). Wer kniet, bekennt in besonderer
Weise die Anwesenheit Gottes.

Handkommunion: Der Sinn dieser Form liegt zum einen darin, aus seinen Händen (Sinnbild des alltäglichen Lebens) einen Thron für Jesus Christus zu bilden. Daher werden die Hände in Kreuzform übereinander gelegt. Zum anderen ermöglicht diese Form, eine kurze Zeit der stillen Anbetung zu halten, während man auf "Gott in meiner Hand" schaut. Die Handkommunion wurde vor etwa 50 Jahren eingeführt und vom damaligen Papst Paul VI. mit zwei Bedingung verknüpft: Sie darf der Ehrfurcht vor Christus nicht schaden. Und der Kommunionempfänger muss – im vernünftigen Maße – darauf achten, dass kein noch so kleines Stück der Heiligen Kommunion auf der Hand verbleibt und dann zu Boden fällt, denn nach unserem Glauben ist auch im kleinsten Stück der heiligen Hostie Christus ganz gegenwärtig.

Mundkommunion: Hierbei legt der Priester die Kommunion auf die Zunge des Kommunikanten. Bei dieser Art, die Kommunion zu empfangen, ist der Empfänger bewusst ganz passiv. Damit kann er sichtbar machen, dass nicht er als Mensch das Entscheidende tut, sondern Gott, der sich gerade verschenkt. Viele sehen darin auch ein Zeichen besonderer Ehrfurcht, weil man auf diese Weise das Allerheiligste nicht mit den Händen greift. Ich persönlich habe diese Form der Kommunion immer sehr geschätzt.

 

 

Jesus: "Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer Meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde Ich eintreten, und wir werden Mahl halten, Ich mit ihm, und er mit Mir." (Off 3,20)

 

 

Sonntagsgebot. Eigentlich sollte es in einer großen Liebe selbstverständlich sein, die Zeichen dieser Liebe häufig und gerne zu leben. Für viele ist das auch so. Aber andererseits kennen wir auch Zeiten der Trägheit und der "Gemütskühle". In solchen Phasen schützen uns Mindestanforderungen, dass das Wichtige nicht verloren geht. Daher hat die Kirche die Aufforderung Jesu, die Messe zu besuchen und die Kommunion zu empfangen (Mt 22,2-5; Lk 22,19; Hebr 10,25) zu einer festen Regel für alle geformt: Wer nicht aus gewichtigem Grund daran gehindert wird, soll wenigstens einmal in der Woche am Sonntag die Heilige Messe besuchen. Wenn in unserem gewohnten Alltag selbst diese Mindestanforderung verloren geht, geht Entscheidendes verloren.

 

"Ich bin das Brot des Lebens. Wer von diesem Brote isst, wird in Ewigkeit leben. ... Das Brot, das ich geben werde, ist Mein Fleisch. Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst, habt ihr das Leben nicht in euch. Wer Mein Fleisch isst und Mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und Ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag.
(Jo 6,48-54)

 

 

 

 

Unter dem römischen Kaiser Diokletian wurden die Christen grausam verfolgt. Am 11. und 12. Februar im Jahre 304 wurden 40 von ihnen vor den Statthalter geführt. Sie waren bei der Feier der Heiligen Messe entdeckt worden. Auf die Frage, warum sie gegen den Befehl des Kaisers gehandelt hätten, antwortete der Priester der Gemeinde: "Wir haben das heilige Opfer gefeiert, weil es nach der Anordnung des göttlichen Stifters unserer Religion nicht unterbleiben darf, denn Er hat noch vor Seinem Tod gesagt: 'Tut dies zu Meinem Gedächtnis!'" Einer nach dem anderen wurde grausam gefoltert. Alle bekannten ungebrochen ihren Glauben. Ihre Worte sind uns überliefert worden: "Wir sind Christen und können ohne die Feier des Opfers unseres Herrn nicht leben!" Ähnlich haben viele der frühen Christen in Rom unter Lebensgefahr die Katakomben aufgesucht, um dort die Heilige Messe zu besuchen. Was diesen frühen Christen so kostbar war, darf uns nicht gleichgültig werden.

Nüchternheitsgebot. Einige Zeichen für den achtungsvollen und ehrfürchtigen Umgang mit der Kommunion hat die Kirche für alle verbindlich gemacht. Neben dem Sonntagsgebot trifft dies für das sogenannte Nüchternheitsgebot zu. Diese Regel besagt, dass wenigstens eine Stunde vor dem Kommunionempfang nichts mehr gegessen und getrunken werden soll (ausgenommen klares Wasser und Arznei). Damit soll verdeutlicht werden, dass die Heilige Kommunion sich wesentlich von den üblichen Speisen unterscheidet. Außerdem ist es gut, dass man durch eine wenigstens kurzzeitige Änderung des Lebensstiles sich selber bewusst macht, das man sich auf etwas Großes und Bedenkenswertes vorbereitet.